
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
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jana.matthies[at]igdj-hh.de
Zur Person
Jana Matthies ist seit 2024 wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungsprojekt „Blind Spot – Die Erinnerung an den Holocaust in der Ukraine in der deutsch-jüdischen Erinnerungskultur“, das von der Alfred Landecker-Foundation gefördert wird. Zuvor war sie an der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg (FZH) tätig, wo sie das Oral-History-Projekt „Open City Hamburg? Migration in der Stadt erzählen und sichtbar machen“ bearbeitete. Sie studierte Geschichte und Politikwissenschaft an der Universität Hamburg. Ihre Masterarbeit verfasste sie über die Vereine ehemaliger Hamburger in Israel.
Aktuelle Projekte
Blind Spot - Die Erinnerung an den Holocaust in der Ukraine in der deutsch-jüdischen Erinnerungskultur
In den Debatten um den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine hat sich einmal mehr gezeigt, dass Osteuropa auf der Landkarte der deutschen Erinnerungskultur ein blinder Fleck ist. Dies überrascht umso mehr, da die Mehrheit der in Deutschland lebenden Jüdinnen und Juden aus der ehemaligen Sowjetunion und deren Nachfolgestaaten stammen und wiederum 45 Prozent davon ihre Wurzeln in der Ukraine haben. In der Folge dieser Einwanderung hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten ein konflikthafter Wandel im innerjüdischen Gedenken beobachten lassen, in der neben die Erinnerung an den Holocaust das Gedenken an den zweiten Weltkrieg, und damit verbunden, neben das Narrativ der Opfer, dass der Sieger (über Hitler-Deutschland) trat. Deutlich leiser, und im Schatten dieser konflikthaften Gegenüberstellung verborgen, artikuliert sich dagegen die Erfahrungen derjenigen, deren Angehörige auf sowjetischem Boden als Juden zu Opfern des Holocaust und des Vernichtungskriegs wurden und die in der deutsch-jüdischen Erinnerungskultur der Gegenwart noch immer einen marginalen Platz einnehmen. Ziel des geplanten Forschungs- und Vermittlungsprojekts ist es, im Rahmen eines Interviewprojekts mit jüdischen Familien verschiedener Generationen die Pluralisierung der Erinnerungen an den Holocaust und den Zweiten Weltkrieg um die Perspektive der nach Deutschland eingewanderten ukrainischen Jüdinnen und Juden zu erweitern. Mehr lesen
Hamburg als alte Heimat – Die Vereine ehemaliger Hamburger in Israel
Seit den 1960er Jahren gründeten Eingewanderte aus Europa, die dreißig Jahre zuvor vor den Nationalsozialisten flüchten konnten, in Israel sogenannte Ehemaligen-Vereine. Sie dienten dem Bewahren von Erinnerungen an zerstörte Lebenswelten ebenso wie der Pflege von Traditionen und Sprache. Später schlossen sich in dieser Form auch ehemalige Hamburger zusammen, die aber – und das war eine Besonderheit – bis 1992 in zwei Vereinen mit Sitz in Tel Aviv und Jerusalem organisiert waren. Wer engagierte sich in den Vereinen? Wie waren sie organisiert und finanziert und was genau taten sie? Inwiefern bestanden auch translokale Kontakte nach Hamburg?
Antworten auf diese und andere Fragen ermöglichen die umfassenden Quellenbestände, die in verschiedenen Archiven zu den Vereinen ehemaliger Hamburger überliefert sind und erstmals ausgewertet werden. Die Ergebnisse des Projekts sollen Ende 2025 veröffentlicht werden.
Veröffentlichungen
- Von Hamburg nach Jerusalem und (nicht) zurück – Ehemalige Hamburger in Israel und ihre Vereine, in: Hamburger Schlüsseldokumente zur deutsch-jüdischen Geschichte, 28.01.2025.
- Rezension zu: Wendy Lower, The Ravine. A Familiy, a Photograph, a Holocaust Massacre revealed, in: H-Soz-Kult, 23.01.2025.
- (mit Andrea Althaus und Linde Apel), Erzählungen des Ankommens. Hamburger Perspektiven auf Migration und Stadt, in: Archiv für Sozialgeschichte 64 (2024), S. 295-316.
- Rezension zu: Stefan Zeppenfeld, Vom Gast zum Gastwirt? Türkische Arbeitswelten in West-Berlin, Göttingen 2021, in: Archiv für Sozialgeschichte, 17.04.2024.
- Im Zwiespalt der Erinnerungen – Die Vereine ehemaliger Hamburger in Israel, in: Aschkenas 33 (2023), H. 2, S. 381-405.
- (mit Andrea Althaus und Linde Apel), Open City Hamburg? Migrationsgeschichte(n) als Citizen Science, in: Zeitgeschichte in Hamburg. Jahrbuch der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg 2023, S. 66-78.
- „Open City“? Historische und andere Perspektiven auf Hamburg als Migrationsstadt, in: Stadtgeschichten. Ein Blog der Gesellschaft für Stadtgeschichte und Urbanisierungsforschung, 8.11.2023.
- (K)ein ehrenvolles Andenken – ein Porträt Wilhelms II. als Entlassungsgeschenk für Bismarck, in: Fridrun Freise/Thorsten Logge/Ulf Morgenstern (Hg.), Kanzlergeschenke. Kulturgeschichte(n) des Schenkens, Hamburg 2020, S. 37-51.
- Rezension zu: Jannis Panagiotidis, The Unchosen ones. Diaspora, Nation, and Migration in Israel and Germany, Bloomington 2019, in: H-Soz-Kult, 1.10.2020.
- (mit Catharina Köhnke), Tagungsbericht: (Un)politische Geschichte! Wie politisch muss Geschichtswissenschaft sein?, in: H-Soz-Kult, 28.03.2020.